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Die Kirchenzustände im türkischen Albanien

Ein geistlicher Visitationsbericht über die Diözese Alession aus dem Jahre 1753

Von Peter Bartl

Albanien befand sich schon fast drei Jahrhunderte unter türkischer Herrschaft, als Antonio Criesesi (Kryezezi), Bischof von Alessio (Lezha), eine Visitationsreise durch seine Diözese unternahm. Die Türkenherrschaft hatte die Verhältnisse im Lande grundlegend geändert. Stärker als anderswo auf dem Balkan war es in Albanien zu einer Islamisierung der einheimischen Bevölkerung gekommen, die gerade im 18. Jahrhundert einen Höhepunkt erreichte.

Die katholische Kirche versuchte, dem Fortschreiten der Islamisierung Einhalt zu gebieten und kümmerte sich spätestens seit dem 1. Albanischen Nationalkonzil von 1703, das der Erzbischof von Antivari (Bar) Vinzenz Zmajevic veranlaßt hatte, verstärkt um die katholischen Gemeinden, die sich «in partibus infidelium» befanden. Dafür zuständig war die 1622 gegründete Kongregation ‹de Propaganda Fide›, die die albanischen Bischöfe verpflichtete, regelmäßig Berichte über die Situation in ihrem Amtsbereich nach Rom zu senden. Diese Berichte, die nur zum geringen Teil publiziert sind, stellen eine wertvolle Quelle nicht nur zur Kirchen-, sondern auch zur Volksgeschichte der Albaner dar und verdienen mehr Aufmerksamkeit, als ihnen bisher zuteil wurde.