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Die Schweizer Zeitungsberichte über Mutter Theresa

1.  Zwei Szenen als Einführung

Es ist September des Jahres 1989, in Albanien herrscht noch das kommunistische Regime.
Der Schweizer Journalist Hermann Schlapp reist nach Albanien. Er verfasst und veröffentlicht seine Eindrücke in der Neuen Zürcher Nachrichten unter dem Titel «Albanien:
Das vergessene Geheimnis im Balkan».
Schlapp berichtete damals u.a. Folgendes: «Ein Treppenwitz der Geschichte ist natürlich die Tatsache, dass der ‹erste atheistische Staat der Welt› ausgerechnet eine katholische Nonne als Friedensnobelpreisträgerin hervorgebracht hat: Mutter Theresa von Kalkutta ist Albanerin. Was man im Volk davon halte, wollte ich wissen. ‹Davon haben die Leute
keine Ahnung. Unsere Medien berichten nicht darüber›. ‹Und Sie›, bohrte ich weiter, ‹haben Sie wirklich nie davon gehört?› – ‹Oh doch, ich schon, ich höre eben die ‹Deutsche Welle› (den Kurzwellensender der Bundesrepublik) und sehe mir das italienische Fernsehen an.›»
In Albanien über das Werk Mutter Theresas zu berichten, war verboten. Das vom Regime Enver Hoxha errichtete Verbot, das auch nach seinem Tod bis zur politischen Wende anfangs der 1990er Jahren weiterdauerte, richtete sich nicht nur gegen ausländische Medien, um das Land gegen die Einflüsse des «westeuropäischen Imperialismus» zu «schützen», sondern auch gegen die «albanischen Regimefeinde», deren Berichte – auch über Mutter Theresa – das kommunistische Regime als «Drohung» einstufte.